Überschießendes Granulationsgewebe: Ein Expertenbericht zur Behandlung von Wildem Fleisch beim Pferd

Überschießendes Granulationsgewebe: Ein Expertenbericht zur Behandlung von Wildem Fleisch beim Pferd

Einleitung: Wenn die Wundheilung außer Kontrolle gerät

Wildes Fleisch, in der Tiermedizin auch als überschießendes Granulationsgewebe (EGT, Exuberant Granulation Tissue) oder Hypergranulationsgewebe bezeichnet, stellt eine der frustrierendsten Komplikationen in der Wundversorgung von Pferden dar. Diese gutartige, aber hartnäckige Wucherung entsteht, wenn der normale Heilungsprozess aus dem Gleichgewicht gerät. Anstatt kontrolliert zu wachsen, um einen Gewebedefekt zu füllen, wuchert das Granulationsgewebe unkontrolliert über die Hautoberfläche hinaus.

Die primäre Funktion des Granulationsgewebes ist es, eine offene Wunde zu füllen, um eine Basis für neue Hautzellen zu schaffen. In einem idealen Heilungsverlauf stoppt das Gewebewachstum, sobald es bündig mit der umgebenden Haut ist. Bei der Bildung von Wildem Fleisch passiert dies nicht. Das pilz- oder blumenkohlförmige, knubbelige Gewebe wächst ungehindert weiter, wodurch die Wunde nicht in der Lage ist, sich zu schließen. Dies führt zu einer chronischen, nicht heilenden Wunde, die anfällig für Infektionen und weitere Verletzungen bleibt. Das Phänomen tritt bei Pferden wesentlich häufiger auf als bei anderen Tierarten. Die Gründe hierfür liegen tief in der einzigartigen Biologie und Anatomie des Pferdes, insbesondere an den unteren Gliedmaßen. Ein fundiertes Verständnis dieser zugrunde liegenden Mechanismen ist der erste und wichtigste Schritt für eine erfolgreiche Behandlung und Prävention.

Biologische Grundlagen: Warum Pferde so anfällig sind

Die Entstehung von Wildem Fleisch ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer gestörten Abfolge der Wundheilungsphasen, die bei Pferden aufgrund ihrer besonderen Biologie leicht aus der Bahn geraten kann. Die normale Wundheilung verläuft in Phasen, beginnend mit der Entzündung, gefolgt von der Granulation (Proliferation), der Kontraktion und schließlich der Epithelisierung, bei der neue Hautzellen über das Granulationsgewebe wachsen, um die Wunde zu verschließen. Wildes Fleisch entsteht primär durch eine ineffiziente und verlängerte Entzündungsphase, die zu einer übermäßigen, unkontrollierten Wucherung des Granulationsgewebes führt.

Ein tieferes Verständnis offenbart eine Kette von kausalen Zusammenhängen, die diesen Prozess an den unteren Gliedmaßen von Pferden zu einem besonders hartnäckigen Problem machen. Die Hauptursache für die Wucherung ist das Zusammentreffen mehrerer biologischer und anatomischer Faktoren, die sich gegenseitig verstärken.

Anatomische und physiologische Besonderheiten der Pferdebeine

Die Prävalenz von Wildem Fleisch an den Gliedmaßen von Pferden unterhalb des Knie- und Sprunggelenks ist direkt auf spezifische anatomische Gegebenheiten in diesem Bereich zurückzuführen. Im Gegensatz zu Wunden am Rumpf mangelt es den Beinen an einer Muskelschicht (Panniculus carnosus), die die Wundränder aktiv zusammenziehen könnte. Die Haut in diesem Bereich ist zudem straff und wenig elastisch, was die Wundkontraktion weiter erschwert. Dies führt dazu, dass die Wunde länger offen bleibt und sich langsamer verkleinert, was die Granulationsphase unnötig verlängert.

Darüber hinaus ist die Durchblutung und somit auch die Sauerstoffversorgung (ein Zustand der lokalen Hypoxie) an den unteren Gliedmaßen im Vergleich zu anderen Körperregionen reduziert. Die Zellen in diesem sauerstoffarmen Milieu reagieren, indem sie das Granulationsgewebe übermäßig wachsen lassen, um den Mangel zu kompensieren und die Wunde zu „verschließen“. Diese biologische Reparaturfunktion wird jedoch schnell kontraproduktiv.

Die Rolle von Fibroblasten und der Mechanismus des Teufelskreises

Die entscheidenden zellulären Akteure bei der Bildung von Granulationsgewebe sind die Fibroblasten. Studien zeigen, dass Fibroblasten, die aus den unteren Gliedmaßen von Pferden entnommen werden, eine erhöhte Kontraktionskapazität aufweisen als jene, die von anderen Körperregionen stammen. Dieses Phänomen ist ein zentraler Bestandteil des biologischen Teufelskreises, der zur Entstehung von Wildem Fleisch führt.

Jede Bewegung des Beins, sei es durch einfaches Gehen oder Stehen, verursacht mikroskopisch kleine Risse in dem neu gebildeten Granulationsgewebe. Der Körper interpretiert diese Mikroverletzungen als erneute Schädigung und reagiert darauf, indem er noch mehr Granulationsgewebe produziert, um die Risse zu schließen. Dieser fortlaufende Kreislauf aus Bewegung, Mikrorissen und übermäßiger Gewebsproduktion hält die Entzündungsreaktion aufrecht und führt dazu, dass das Granulationsgewebe nicht nur die Wunde füllt, sondern unkontrolliert darüber hinauswuchert. Das komplexe Zusammenspiel von Wachstumsfaktoren und Zytokinen, insbesondere des transformierenden Wachstumsfaktors-β (TGF-β), spielt ebenfalls eine Schlüsselrolle, da ein Ungleichgewicht dieser Botenstoffe die Zellproliferation anregen kann.5 Dieser dynamische Prozess ist das Herzstück des Problems und erklärt, warum Wildes Fleisch an den Beinen von Pferden so einzigartig und schwer zu behandeln ist.

Ursachen und Risikofaktoren beim Wilden Fleisch: Was die Wucherung begünstigt

Abgesehen von den biologischen Prädispositionen gibt es eine Reihe von Umwelt- und Managementfaktoren, die die Entstehung von Wildem Fleisch begünstigen. Diese Faktoren können den Heilungsprozess stören und die Wucherung auslösen, selbst wenn die anatomischen Bedingungen nicht primär begünstigend sind.

  • Anhaltende Infektion: Die Wunde bleibt anfällig für Bakterien aus der Umgebung, wie Schlamm, Einstreu oder Mist. Eine Infektion verlängert die Entzündungsphase, verhindert den Beginn der Proliferationsphase und stört somit den gesamten Heilungsverlauf.
  • Wundlokalisation und Bewegung: Wunden in beweglichen Bereichen, wie in der Nähe von Gelenken (Knie, Sprunggelenk), sind besonders gefährdet, da die Wundränder wiederholt auseinandergezogen werden. Dies fördert die Bildung von Mikrorissen und damit die bereits beschriebene unkontrollierte Granulation.
  • Ungenügender Hautverlust: Wenn eine Wunde zu groß ist, um durch die natürliche Kontraktion der Hautränder zu heilen, muss das Granulationsgewebe einen größeren Defekt füllen, was die Wahrscheinlichkeit einer Überschießung erhöht.
  • Falsches Wundmanagement: Eine unsachgemäße Wundversorgung kann entscheidend zur Entwicklung von Wildem Fleisch beitragen. Dazu gehören:
    • Unsachgemäße Verbandstechnik: Zu lange angelegte oder nicht atmungsaktive Verbände schaffen eine feucht-warme, sauerstoffarme Umgebung, die die Bildung von überschießendem Granulationsgewebe begünstigt.
    • Schädliche topische Mittel: Die Verwendung von Produkten, die angeblich Wildes Fleisch reduzieren, kann kontraproduktiv sein, da viele dieser Substanzen auch gesunde, neue Hautzellen abtöten und den Heilungsprozess zum Stillstand bringen.
  • Genetische Veranlagung: Bestimmte Pferderassen, insbesondere jene mit dichtem Fesselbehang wie Friesen oder Kaltblüter, können anfälliger für Hautprobleme sein, die wiederum das Risiko für die Entstehung von Wildem Fleisch erhöhen.

Die Beobachtung zeigt, dass Pferdebesitzer oft aus Sorge und dem Wunsch heraus, die Heilung zu beschleunigen, unwissentlich zum Problem beitragen. Der Drang, „etwas zu tun“, führt zum Einsatz von frei verkäuflichen Salben, die ohne professionelle Diagnose mehr Schaden anrichten können. Ein solches Handeln, das auf einem mangelnden Verständnis des biologischen Prozesses beruht, unterbricht den natürlichen Heilungsverlauf und verlängert die Wundheilung unnötig.

Erkennen und Bewerten: Symptome und die Bedeutung der Diagnose

Das frühzeitige und korrekte Erkennen von Wildem Fleisch ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Auch wenn die Symptome oft eindeutig sind, ist eine tierärztliche Diagnose unerlässlich, um das überschießende Granulationsgewebe von anderen, potenziell gefährlicheren Hautveränderungen zu unterscheiden.

Charakteristische Symptome

Wildes Fleisch hat ein unverwechselbares Erscheinungsbild

  • Aussehen: Das Gewebe ragt pilz- bis blumenkohlförmig aus der Wunde heraus. Es hat eine knubbelige oder „Kopfsteinpflaster“-ähnliche Textur.
  • Farbe: Die Wucherung ist hellrosa bis leuchtend rot.
  • Beschaffenheit: Das Gewebe ist feucht, kann übermäßige Wundflüssigkeit absondern und neigt zu leichten Blutungen.
  • Schmerzempfindlichkeit: Ein zentrales diagnostisches Merkmal ist, dass das überschießende Granulationsgewebe selbst keine Nervenenden enthält und somit nicht schmerzempfindlich ist. Berührungen sind schmerzlos, solange nicht die umliegende, gesunde Haut berührt wird.
  • Heilungsverlauf: Die Wunde verringert ihre Größe im Verlauf nicht oder heilt chronisch nicht ab.

Die Bedeutung der Differentialdiagnose

Obwohl die visuellen Symptome von Wildem Fleisch oft eindeutig sind, können sie anderen Hauterkrankungen ähneln. Ohne eine fachkundige Diagnose besteht die Gefahr einer Fehldiagnose, die zu einer falschen oder verzögerten Behandlung führt.

Tabelle 1: Differentialdiagnose von Wildem Fleisch

MerkmalWildes Fleisch (EGT)Sarkoide (Tumore)Pilzinfektionen (z.B. Mykosen)
Typische LokalisationFast ausschließlich an den Beinen unterhalb von Knie/Sprunggelenk.Überall am Körper möglich, auch an Kopf und Rumpf.Überall am Körper möglich, oft mit Juckreiz.
Aussehen & TexturKnubbelig, pilzförmig oder blumenkohlartig, leuchtend rot.Warzenartig, knotig, blumenkohlartig, oft haarlos; variiert je nach Typ.Krusten, schuppige oder nässende Läsionen; oft mit kreisförmiger Ausbreitung.
SchmerzempfindlichkeitSchmerzunempfindlich, da keine Nerven enthalten sind.Kann schmerzhaft sein oder nicht; variiert je nach Typ.Kann Juckreiz und Schmerzhaftigkeit verursachen.
WachstumsmusterSchnelles, unkontrolliertes Wachstum, das über die Hautoberfläche hinausragt.Variables Wachstum, kann aggressiv und wiederkehrend sein.Verbreitet sich langsam in die Peripherie.
BlutungsneigungBlutet leicht bei Berührung oder Reibung.Kann ebenfalls bluten, insbesondere nach Verletzung.Weniger blutungsanfällig, eher nässend.

Es ist von höchster Wichtigkeit, dass bei jedem Verdacht auf eine Wucherung, die nicht an den typischen Stellen auftritt, sofort ein Tierarzt konsultiert wird. Ein Tierarzt kann eine Biopsie durchführen, um eine genaue Diagnose zu stellen und eine zugrunde liegende, möglicherweise gefährlichere Erkrankung auszuschließen.

Behandlungsstrategien: Ein facettenreicher Überblick

Die Behandlung von Wildem Fleisch erfordert einen individuellen und oft multidisziplinären Ansatz, der von einem erfahrenen Tierarzt geleitet wird. Es gibt keine „einfache“ Lösung, und der Erfolg hängt von der korrekten Anwendung der gewählten Methode ab.

Der Tierarzt als zentraler Partner

Die erste und wichtigste Regel der Wundversorgung lautet: „Den Tierarzt rufen“. Nur ein Tierarzt kann eine korrekte Diagnose stellen, das Ausmaß der Wunde beurteilen und einen maßgeschneiderten Behandlungsplan entwickeln. Der Tierarzt ist in der Lage, zu differenzieren, welches Gewebe entfernt werden muss und welches erhalten bleiben soll, um die Heilung zu fördern.

Traditionelle und chirurgische Ansätze

Die traditionellen Behandlungsstrategien konzentrieren sich primär auf die Entfernung des überschießenden Gewebes und die Schaffung einer optimalen Heilungsumgebung.

  • Chirurgisches Debridement (Abtragen): Dies ist die häufigste und oft effektivste Methode zur Behandlung von mittelschwerem bis schwerem Wildem Fleisch. Das überschießende Gewebe wird mit einem Skalpell oder Rasiermesser bis auf Höhe der umliegenden Haut abgetragen. Da das Gewebe keine Nervenenden enthält, ist der Eingriff schmerzfrei und kann oft unter leichter Sedierung am stehenden Pferd durchgeführt werden. Die Wunde blutet nach dem Eingriff stark, weshalb ein Druckverband angelegt wird, um die Blutung zu kontrollieren.
  • Topische Medikamente:
    • Kortison-haltige Salben: Salben, die Kortikosteroide wie Hydrocortison enthalten, sind eine Erstlinientherapie bei geringem Gewebeüberschuss. Sie wirken wachstumshemmend auf das Granulationsgewebe und unterdrücken das Fibroblasten-Wachstum.
    • Antibiotische Salben: Cremes mit Silbersulfadiazin oder dreifachen Antibiotika können in den ersten 3-5 Tagen einer frischen Wunde zur Infektionsprävention eingesetzt werden. Danach sollten sie vermieden werden, da sie die Zellregeneration hemmen können.
  • Druckverbände und Gipsverbände: Ein korrekt angelegter Druckverband ist essenziell, um Schwellungen zu reduzieren und die Wunde vor Kontamination zu schützen. Gipsverbände können in der Anfangsphase bei Wunden in stark beweglichen Bereichen eingesetzt werden, um die Bewegung einzuschränken. Es besteht jedoch ein Paradoxon: Ein Verband, der zu lange auf der Wunde bleibt, kann eine feucht-warme und sauerstoffarme Umgebung schaffen, die die Produktion von Wildem Fleisch fördert. Der Verband sollte daher regelmäßig gewechselt und entfernt werden, sobald das Gewebe bündig mit der Haut ist.
  • Hauttransplantationen: Bei sehr großen Wunden mit massivem Hautverlust, die nicht von selbst heilen können, kann eine Hauttransplantation die einzige Möglichkeit für eine vollständige Heilung sein. Dieser zeitaufwändige Eingriff wird in der Regel in einer spezialisierten Tierklinik durchgeführt.

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Moderne Therapien und Forschung

Die Forschung in der Veterinärmedizin hat neue, nicht-invasive und biologisch unterstützende Behandlungsmethoden hervorgebracht, die das Ziel haben, die Wundheilung zu beschleunigen, ohne das Gewebe zu zerstören.

  • Laser- und Lichttherapie (PBM Therapy): Die Photobiomodulation (PBM) verwendet niederenergetisches Licht im Nahinfrarotbereich (NIR), um die Zellaktivität in der Wunde zu stimulieren. Diese Therapie kann die Zellproliferation, die Kollagenproduktion und die Bildung neuer Blutgefäße beschleunigen. Sie wird eingesetzt, um die Heilungszeit zu verkürzen und gleichzeitig die Bildung von Wildem Fleisch zu minimieren. Neuere Systeme verwenden Fluoreszenzlichttherapie, die mehrere Wellenlängen gleichzeitig freisetzt und so eine breitere therapeutische Wirkung auf verschiedenen Ebenen der Haut ermöglicht.
  • Medizinische Maden (Larventherapie): Sterile Fliegenlarven werden auf die Wunde gesetzt, wo sie sich selektiv von totem Gewebe ernähren. Ihr Speichel enthält Enzyme, die nicht nur das tote Gewebe verflüssigen und die Wunde reinigen, sondern auch eine antibakterielle Wirkung entfalten und die Wundgranulation fördern. Dies ist eine natürliche und hochselektive Form des Debridements.
  • Kaltplasma-Therapie: Diese Methode nutzt ionisiertes Gas zur effektiven Desinfektion infizierter Wunden. Kaltplasma kann Eiterfluss stoppen und die Heilung von chronisch offenen Wunden unterstützen, indem es die Geweberegeneration anregt.
  • Forschungsausblick: Die Forschung konzentriert sich weiterhin auf die zellulären und molekularen Grundlagen der Wundheilung. Vielversprechende Ansätze sind die Untersuchung von Stammzelltherapien und Wachstumsfaktoren, um die Geweberegeneration gezielt zu steuern. Eine Pilotstudie zur Stammzelltherapie zeigte zwar noch keine signifikanten positiven Effekte, legte aber die Grundlage für weitere Forschungen.

Tabelle 2: Behandlungsstrategien im Überblick

MethodeAnwendungsbereichVorteileNachteile
Chirurgisches AbtragenMittelschwere bis schwere Wucherung, bei der das Gewebe über die Haut ragt.Schnelle, gezielte Entfernung von überschüssigem Gewebe.Kann zu starker Blutung führen; erfordert tierärztliche Intervention.
Kortison-haltige SalbenLeichter Gewebeüberschuss; nach chirurgischem Abtragen.Hemmt selektiv das Wachstum des Granulationsgewebes.Kann bei falscher Anwendung gesunde Zellen beeinträchtigen.
DruckverbändeInitial zur Blutungskontrolle und Infektionsprävention.Reduziert Schwellungen und schützt die Wunde.Kann bei zu langer Anwendung Wildes Fleisch fördern.
LasertherapieBei geringem Überschuss und zur allgemeinen Heilungsbeschleunigung.Nicht-invasiv; beschleunigt Zellproliferation und minimiert Narbenbildung.Erfordert teure Spezialgeräte und fachkundige Anwendung.
Medizinische MadenStark infizierte, nekrotische Wunden.Entfernen selektiv totes Gewebe; wirken antibakteriell und fördern Heilung.Kann für einige Besitzer psychologisch schwierig sein.
Medizinischer HonigAls unterstützende Maßnahme bei der Wundversorgung.Wirkt antibakteriell, entzündungshemmend und feuchtigkeitsregulierend.Die Wirksamkeit variiert je nach Honigtyp und Anwendungsbereich.

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Hausmittel und natürliche Ansätze: Eine kritische Bewertung

Die Behandlung von Wunden mit natürlichen Mitteln ist bei Pferdebesitzern weit verbreitet. Ein genauer Blick auf die wissenschaftlichen Grundlagen offenbart, dass der Erfolg dieser Ansätze nicht auf ihrer „Natürlichkeit“, sondern auf ihrer Fähigkeit beruht, die biologischen Prozesse der Wundheilung gezielt zu unterstützen.

Wissenschaftliche Betrachtung von Honig und Pflanzenextrakten

Medizinischer Honig und Propolis haben aufgrund ihrer nachgewiesenen antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften einen festen Platz in der modernen Wundtherapie. Medizinischer Honig enthält Enzyme, die eine antibakterielle Wirkung haben, während er gleichzeitig ein feuchtes Milieu schafft, das für die Wundheilung unerlässlich ist. Eine klinische Studie an Pferden zeigte, dass medizinischer Honig die Wundheilung signifikant verbessern kann.

Pflanzliche Extrakte wie Ringelblume (Calendula officinalis) werden traditionell wegen ihrer entzündungshemmenden, antiseptischen und regenerierenden Eigenschaften verwendet. Eine wissenschaftliche Studie an Pferden konnte nachweisen, dass eine Calendula-Paste die Heilung großer offener Wunden unterstützen und die Entstehung von Wildem Fleisch verhindern kann. Diese natürlichen Substanzen wirken, indem sie die Heilung biologisch unterstützen, anstatt das Gewebe zu bekämpfen.

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Was man unbedingt vermeiden sollte

Die größte Gefahr bei der Verwendung von Hausmitteln liegt in der Anwendung von Substanzen, die zu aggressiv auf das Gewebe einwirken. Viele frei verkäufliche Produkte, die als „Mittel gegen Wildes Fleisch“ beworben werden, enthalten ätzende Chemikalien, die das überschießende Gewebe verbrennen sollen. Das Problem hierbei ist, dass diese Mittel nicht zwischen gesundem, neuem Gewebe und dem Wilden Fleisch unterscheiden können. Sie töten auch die gesunden Epithelzellen ab, die versuchen, über die Wunde zu wachsen, und zerstören so jeden Heilungsfortschritt. Dies führt dazu, dass die Wunde wieder offen liegt, das Problem verschlimmert sich und ein Teufelskreis aus Zerstörung und erneuter Wucherung entsteht. Aus diesem Grund ist es entscheidend, keine topischen Mittel ohne Rücksprache mit einem Tierarzt anzuwenden.

Prävention ist die beste Heilung

Der beste Weg, Wildem Fleisch vorzubeugen, ist eine proaktive und korrekte Wundversorgung von Anfang an. Jede Wunde, die nicht durch Nähte verschlossen werden kann, birgt ein Risiko und erfordert sofortige, sachkundige Pflege.2 Eine einfache, aber effektive Strategie ist die Anwendung der „Vier-Cs-Regel“:

  1. Calm (Ruhe bewahren): Als Besitzer ist es entscheidend, Ruhe zu bewahren, da Pferde als Fluchttiere unvorhersehbar auf Stress reagieren können.
  2. Clean (Wunde reinigen): Die Wunde sofort gründlich mit sauberem, fließendem Wasser (Leitungswasser ist ausreichend) von Schmutz und Fremdkörpern reinigen. Verdünnte antiseptische Lösungen können dabei helfen, die Wunde zu desinfizieren.
  3. Compression (Druckverband): Einen sauberen, atmungsaktiven Druckverband anlegen, um Blutungen zu stoppen und die Wunde vor Kontamination zu schützen, bis ein Tierarzt die Wunde beurteilen kann.
  4. Call the Vet (Tierarzt rufen): Sofort den Tierarzt kontaktieren. Eine frühzeitige, tierärztliche Intervention kann Komplikationen verhindern und die Heilungsdauer verkürzen.

Zusätzliche Maßnahmen zur Prävention:

  • Bewegungseinschränkung: Bei Wunden an den Gliedmaßen ist Stallruhe entscheidend, um die ständige Bewegung zu minimieren, die den Heilungsprozess stören und die Wucherung fördern kann.
  • Korrekte Verbandtechnik: Saubere, atmungsaktive und nicht-haftende Materialien verwenden. Den Verband täglich wechseln und entfernen, sobald das Granulationsgewebe bündig mit der Haut ist, um die Bildung von Wildem Fleisch nicht zu fördern.
  • Ernährungsunterstützung: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an den für die Geweberegeneration wichtigen Mikronährstoffen wie Zink und Vitamin C ist, stärkt das Immunsystem und unterstützt die Wundheilung von innen.
  • Tetanus-Impfung: Die Überprüfung einer gültigen Tetanus-Impfung ist bei jeder Wunde obligatorisch, da selbst kleinste Verletzungen das Risiko einer Infektion bergen.

Fazit: Erfolgsfaktoren für die Wundheilung

Die Behandlung von Wildem Fleisch ist eine komplexe Herausforderung, die auf den einzigartigen biologischen und anatomischen Besonderheiten der Pferdebeine beruht. Die unkontrollierte Wucherung des Granulationsgewebes ist das Ergebnis einer gestörten Wundheilungsarchitektur, die durch ansteckende und mechanische Einflüsse aus der Umwelt sowie menschliche Fehler verstärkt wird. Die Anatomie der Gliedmaßen, die mangels Muskulatur, straffer Haut und schlechter Durchblutung zu einer verlängerten Wundheilung prädisponiert, schafft einen Teufelskreis, in dem jede Bewegung zu Mikrorissen führt, die wiederum eine weitere Gewebeproduktion anregen.

Die wirksamste Behandlung erfordert eine sorgfältige Abwägung der therapeutischen Optionen unter tierärztlicher Anleitung. Das chirurgische Abtragen des Gewebes, unterstützt durch Kortison-haltige Salben und ein korrektes Wundmanagement, bleibt die zentrale Säule der Behandlung. Moderne Therapien wie Laser- oder Kaltplasma-Therapie bieten vielversprechende, biologisch unterstützende Alternativen, die das Ziel haben, in die zellulären Prozesse einzugreifen, ohne gesundes Gewebe zu schädigen.

Der Erfolg liegt letztendlich in der proaktiven, informierten Pflege durch den Pferdebesitzer. Anstatt auf aggressive, potenziell schädliche frei verkäufliche Produkte zurückzugreifen, sollte der Fokus auf sofortiger, sauberer Erstversorgung und der strikten Einhaltung tierärztlicher Anweisungen liegen. Nur durch dieses Zusammenspiel von fachkundiger Diagnose, gezielter Behandlung und sachkundiger Pflege kann der biologische Teufelskreis durchbrochen und eine erfolgreiche Wundheilung gewährleistet werden.

Quellen:

https://www.equicrown.de/magazin/erfahren-sie-alles-ueber-die-wundheilung-beim-pferd/

https://vetericyn-benelux.com/de/products/wild-vlees-bij-paarden-oorzaken–behandelingsopties

https://lo-soins-equins-naturels.com/de/blog/haut/wundheilung

https://www.cavallo.de/medizin/wildes-fleisch

https://madbarn.ca/proud-flesh-in-horses

https://aaep.org/post/understanding-proud-flesh

https://www.petmd.com/horse/conditions/skin/proud-flesh-horses

https://www.researchgate.net/publication/230071233_Treatment_of_Exuberant_Granulation_Tissue_in_the_Horse_Evaluation_of_Four_Methods

https://www.cavallo.de/medizin/wunden-richtig-behandeln

https://madbarn.com/proud-flesh-in-horses

https://www.researchgate.net/publication/339798642_Proud_Flesh_a_Complicated_Wound_Healing-Case_Report_and_Review_of_Literature

https://www.pferdepraxis-stoll.de/index.php/pferdetierarzt-spezialgebiete/behandlung-von-eseln/wundheilung-bei-eseln.html

https://www.ksvhc.org/services/equine/timely-topics/leg-wounds.html

https://horse-vitality-company.com/blogs/pflege/ursachen-von-mauke

https://www.researchgate.net/publication/279625737_In-vitro_wound_contraction_in_the_horse_Differences_between_body_and_limb_wounds

https://vitek-fkh.uwks.ac.id/index.php/jv/article/view/342

https://ker.com/equinews/exploring-stem-cells-for-wounds-in-horses-promoting-healing-preventing-infection

https://www.pferderevue.at/content/pferderevue/pferderevue/de/aktuelles/gesundheit/2023/wie-honig-die-wundheilung-von-pferden-unterstuetzt.html

https://www.cabidigitallibrary.org/doi/pdf/10.5555/20220147864

https://vcahospitals.com/know-your-pet/calendula

https://www.atm.de/magazin/propolis-bei-tieren

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