Die Fütterung von Pferden mit bedampftem Heu ist eine weitverbreitete Praxis, besonders in Fällen, in denen Pferde an Atemwegserkrankungen wie Asthma leiden. Diese Methode hat jedoch nicht nur Vorteile, sondern birgt auch potenzielle Risiken für die Nährstoffversorgung (Proteinmangel) der Tiere, insbesondere im Hinblick auf die Proteinzufuhr.
Vorteile von bedampftem Heu bei Atemwegserkrankungen
Bedampftes Heu wird mit heißem Wasserdampf auf bis zu 100 Grad Celsius erhitzt. Dieser Prozess tötet schädliche Mikroorganismen ab und bindet Pilzsporen sowie Staubpartikel an das Heu. Diese Eigenschaften machen bedampftes Heu besonders wertvoll für Pferde, die unter Lungenproblemen leiden, da es nahezu frei von den Partikeln ist, die beim Einatmen gesundheitliche Schäden verursachen können. Diese Aspekte machen bedampftes Heu theoretisch zu einem sehr guten Futter, insbesondere für Pferde mit empfindlichen Atemwegen.
Nachteile: Schädigung der Proteine durch Bedampfung
Trotz der Vorteile hat die Behandlung von Heu mit Wasserdampf auch signifikante Nachteile. Wie eine Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) zeigt, werden die Proteine im Heu durch den Bedampfungsprozess beschädigt. Diese Beschädigung entsteht durch eine chemische Reaktion, bekannt als Maillard-Reaktion, bei der Proteine mit Zuckern im Heu komplexe Verbindungen eingehen. Diese neuen Verbindungen sind für Pferde nur schwer verdaulich, insbesondere im Dünndarm, wo die wesentliche Proteinverdauung stattfindet.
Die Studie zeigt, dass durch den Bedampfungsprozess der Anteil des für den Dünndarm verfügbaren Proteins um fast die Hälfte reduziert wird. Dies führt zu einer erheblichen Unterversorgung mit Proteinen, insbesondere bei Pferden, die einen erhöhten Bedarf haben, wie heranwachsende Tiere oder säugende Stuten. Diese Gruppen benötigen Proteine für das Wachstum bzw. die Milchproduktion, und eine unzureichende Versorgung kann zu Wachstumsstörungen, schwachem Muskelaufbau und einem stumpfen oder struppigen Fell führen.
Strategien zur Vermeidung von Proteinmangel
Um das Risiko eines Proteinmangels zu minimieren, sollten Pferdehalter bei der Fütterung von bedampftem Heu zusätzliche proteinreiche Futterquellen in die Ernährung ihrer Pferde integrieren. Geeignete Ergänzungen könnten Bierhefe, Sojaschrot oder spezielle proteinreiche Ergänzungsmittel für Pferde sein. Diese können dazu beitragen, den Verlust an verfügbarer Proteinmenge im Heu auszugleichen und somit die Gesundheit und das Wohlbefinden der Pferde sicherzustellen.
Fazit
Die Fütterung mit bedampftem Heu bietet erhebliche Vorteile für Pferde mit Atemwegserkrankungen, birgt jedoch das Risiko einer Proteinunterversorgung. Pferdehalter sollten sich dieser Problematik bewusst sein und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen, um eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung sicherzustellen.
Quellen:
- Pisch C. et al. „Effect of Hay Steaming on the Estimated Precaecal Digestibility of Crude Protein and Selected Amino Acids in Horses.“ Animals (2022). DOI: 10.3390/ani12223092
- Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. „Studie zur Pferdenahrung: Warum bedampftes Heu zu Proteinmangel führen kann.“ 28. November 2022.
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