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Der morgendliche Gang zum Stall offenbart es: Das Pferd zeigt einseitigen Nasenausfluss, und ein unangenehmer Geruch liegt in der Luft. Für viele Pferdebesitzer sind dies die ersten Anzeichen einer Nasennebenhöhlenentzündung, die ihr Pferd plagt. Diese Erkrankung, die Tierärzte als Sinusitis bezeichnen, gehört zu den häufigeren Problemen in der Pferdehaltung und kann sowohl plötzlich auftreten als auch sich über längere Zeit entwickeln.
Warum die Nebenhöhlen so anfällig sind
Um zu verstehen, warum Pferde häufig an Nebenhöhlenentzündungen erkranken, hilft ein Blick in die besondere Anatomie des Pferdekopfes. Die Nasennebenhöhlen des Pferdes gleichen einem komplexen Höhlensystem, das sich durch den gesamten Kopf zieht. Diese luftgefüllten Räume sind mit einer empfindlichen Schleimhaut ausgekleidet, die ständig einen dünnen Schleim produziert. Dieser Schleim ist keineswegs überflüssig – er fängt Staub, Bakterien und andere unerwünschte Eindringlinge ab und transportiert sie durch feine, sich bewegende Härchen wieder nach außen.
Die Besonderheit beim Pferd liegt in der engen Nachbarschaft zu den oberen Backenzähnen. Die Zahnwurzeln ragen regelrecht in die Nebenhöhlen hinein – ein anatomisches Detail, das häufig zum Problem wird. Ein erkrankter Zahn kann so direkt eine Nebenhöhlenentzündung auslösen.
Erste Anzeichen erkennen
Meist beginnt eine Sinusitis schleichend. Das erste, was Pferdebesitzern häufig auffällt, ist ein veränderter Nasenausfluss. Anfangs noch klar und dünnflüssig, kann er im Verlauf der Erkrankung zäher und gelblich-grün werden. Besonders charakteristisch ist der unangenehme Geruch, der oft an faulende Eier erinnert – ein deutlicher Hinweis darauf, dass möglicherweise ein Zahnproblem die Ursache ist.
Viele Pferde zeigen auch eine Veränderung in ihrem Verhalten. Sie schütteln häufiger den Kopf, als würde sie etwas stören, oder reiben den Kopf vermehrt an Wänden oder der Boxentür. Beim Putzen fallen oft geschwollene, druckempfindliche Stellen im Bereich der Nebenhöhlen auf. Das Pferd wendet sich dann beim Berühren dieser Stellen ab oder zeigt andere Abwehrreaktionen.
Die richtige Diagnose ist der Schlüssel
Besteht der Verdacht auf eine Nasennebenhöhlenentzündung, sollte nicht gezögert werden, einen Tierarzt hinzuzuziehen. Dieser wird zunächst den Kopf des Pferdes sorgfältig abtasten und dabei besonders auf Schwellungen und schmerzhafte Bereiche achten. Eine gründliche Untersuchung der Maulhöhle und der Zähne gehört ebenfalls dazu, da Zahnprobleme häufig der Auslöser sind.
Im Anschluss wird der Tierarzt meist eine Endoskopie der Nasengänge durchführen. Dabei wird eine kleine Kamera vorsichtig in die Nase eingeführt, um die Beschaffenheit der Schleimhäute zu beurteilen und mögliche Veränderungen zu erkennen. Röntgenaufnahmen des Kopfes können zusätzlich Aufschluss über Flüssigkeitsansammlungen in den Nebenhöhlen oder Probleme im Zahnbereich geben.
Schulmedizinische Behandlung als Basis
Die klassische Behandlung einer Nasennebenhöhlenentzündung basiert zunächst auf der Gabe von Antibiotika, die der Tierarzt nach einem Antibiogramm auswählt. Die Behandlung erstreckt sich meist über zwei bis drei Wochen, wobei die Medikamente exakt nach Vorgabe verabreicht werden müssen. Ein vorzeitiger Abbruch der Behandlung kann zu Rückfällen führen.
Häufig ist auch eine Spülung der Nebenhöhlen erforderlich. Dafür legt der Tierarzt unter örtlicher Betäubung einen kleinen Zugang zu den betroffenen Nebenhöhlen. Durch diesen können dann Spülungen mit speziellen Lösungen durchgeführt werden. Diese Prozedur klingt zunächst beängstigend, wird von den meisten Pferden aber gut toleriert, besonders wenn sie spüren, dass die Behandlung Erleichterung verschafft.
Bewährte Hausmittel richtig einsetzen
Ergänzend zur tierärztlichen Behandlung können verschiedene Hausmittel den Heilungsprozess unterstützen. Besonders bewährt haben sich Inhalationen mit Salzwasser oder Kräutern. Hier eine praktische Anleitung zur Durchführung:
Für eine Salzwasser-Inhalation benötigen Sie:
- Einen sauberen, hitzefesten Eimer
- 2 Liter warmes Wasser (ca. 40-45°C)
- 18 Gramm Kochsalz (entspricht einer 0,9%igen Lösung)
- Eine große Decke oder ein Handtuch
Das Salz wird im warmen Wasser aufgelöst. Den Eimer stellen Sie an einer ruhigen Stelle ab, wo das Pferd entspannt stehen kann. Die Decke wird locker über den Kopf des Pferdes und den Eimer gelegt, sodass der Dampf nicht zu schnell entweichen kann. Die meisten Pferde müssen erst langsam an diese Prozedur gewöhnt werden. Beginnen Sie mit kurzen Einheiten von 5 Minuten und steigern Sie die Dauer allmählich auf 15-20 Minuten. Die Inhalation sollte 2-3 mal täglich durchgeführt werden.
Heilkräuter gezielt einsetzen
Verschiedene Heilkräuter können die Behandlung wirkungsvoll unterstützen. Besonders bewährt hat sich eine Kombination aus Thymian, Kamille und Salbei für Inhalationen. Die Dosierung für eine Inhalation ist wie folgt:
- 2 Esslöffel getrockneter Thymian
- 2 Esslöffel Kamillenblüten
- 1 Esslöffel Salbeiblätter
Diese Mischung wird mit 2 Litern kochendem Wasser übergossen und etwa 10 Minuten ziehen gelassen. Sobald der Dampf nicht mehr zu heiß ist (auf etwa 40°C abgekühlt), kann mit der Inhalation begonnen werden. Die Durchführung erfolgt wie bei der Salzwasser-Inhalation.
Immunsystem stärken mit natürlichen Mitteln
Zur Unterstützung des Immunsystems hat sich die Gabe von Echinacea bewährt. Hierfür können Sie Ihrem Pferd täglich 20-30ml Echinacea-Saft (aus dem Reformhaus oder der Apotheke) übers Futter geben. Auch Propolis in flüssiger Form kann sehr hilfreich sein. Die Dosierung beträgt hier 15-20 Tropfen eines 20%igen Propolis-Extrakts, zweimal täglich übers Futter gegeben.
Ein weiteres bewährtes Hausmittel ist Apfelessig. Geben Sie etwa 50ml naturtrüben Apfelessig auf 10 Liter Trinkwasser. Die meisten Pferde akzeptieren diese Mischung gut, und der Essig unterstützt das Immunsystem auf natürliche Weise.
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Homöopathische Unterstützung
Die Homöopathie bietet verschiedene Mittel, die den Heilungsprozess unterstützen können. Die Wahl des richtigen Mittels sollte allerdings einem erfahrenen Tierhomöopathen überlassen werden. Bewährte Mittel sind:
Silicea D12: 5 Globuli dreimal täglich bei chronischen Verläufen mit zähem Ausfluss
Pulsatilla D6: 5 Globuli dreimal täglich bei dickflüssigem, gelblich-grünem Ausfluss
Hepar sulfuris D12: 5 Globuli dreimal täglich bei eitrigen Entzündungen
Die Globuli können direkt ins Maul gegeben oder in etwas Wasser aufgelöst und mit einer Spritze eingegeben werden.
DHU Silicea D12 Streukügelchen, 10 g Globuli
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DHU Pulsatilla D6 Streukügelchen, 10 g Globuli
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DHU Hepar sulfuris D12 Streukügelchen, 10 g Globuli
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Praktische Tipps zur Vorbeugung
Vorbeugen ist auch bei Nasennebenhöhlenentzündungen besser als heilen. Eine staubfreie Haltung ist dabei besonders wichtig. Befeuchten Sie das Heu leicht vor dem Füttern und verwenden Sie möglichst staubarme Einstreu. Beim Ausmisten sollte das Pferd nicht in der Box stehen, um die Staubbelastung zu minimieren.
Regelmäßige Zahnkontrollen, mindestens einmal jährlich, sind unerlässlich. Dabei können Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden, bevor sie zu einer Nebenhöhlenentzündung führen.
Heilungsverlauf und Prognose
Mit der richtigen Kombination aus schulmedizinischer Behandlung und unterstützenden Naturheilverfahren haben die meisten Pferde gute Heilungschancen. Die Behandlung erfordert allerdings Geduld – oft vergehen mehrere Wochen, bis eine deutliche Besserung eintritt. Wichtig ist, die Behandlung auch dann fortzusetzen, wenn sich die Symptome bereits gebessert haben.
Achten Sie während der gesamten Behandlungszeit genau auf Ihr Pferd. Dokumentieren Sie den Verlauf der Symptome und informieren Sie Ihren Tierarzt über Veränderungen. Nur so kann die Therapie bei Bedarf angepasst werden.
Eine Nasennebenhöhlenentzündung ist zwar eine ernst zu nehmende Erkrankung, aber mit der richtigen Behandlung, viel Geduld und liebevoller Pflege können die meisten Pferde vollständig geheilt werden. Die Kombination aus schulmedizinischen und naturheilkundlichen Methoden bietet dabei die besten Aussichten auf einen nachhaltigen Behandlungserfolg.
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